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organismisch

Ausschnitt aus INTEGRALE MODERNE, Kapitel 2 - Seite 88/89

Organismen, Maschinen, Intelligenz

Die Synthese unterschiedlicher dynamischer Prozesse zu erreichen, ist ... eine generelle Bedingung der Aufrechterhaltung des Lebens. Daher wollen wir ... den Begriff des Organismischen, der für die aus sich heraus erfolgenden natürlichen Synthesen und Regenerationen steht, noch etwas eingehender beleuchten. Lassen wir dazu ... den Biochemiker Rupert Sheldrake zu Wort kommen, der zum Unterschied zwischen Organismen und Maschinen erläutert: “Am Regenerationsprozess wird deutlich, dass Organismen von einer Ganzheit sind, die nicht als die Summe ihrer Teile erklärt werden kann. Der Teil eines Plattwurms ist mehr als nur Teil einer materiellen Ganzheit; er besitzt eine Art implizite Ganzheit, die seiner tatsächlichen materiellen Struktur übergeordnet ist: Trennt man diesen Teil vom Rest des Wurms, so kann ein ganzer Wurm aus ihm werden. Das Regenerationsvermögen ist eines der auffälligsten Unterscheidungsmerkmale zwischen Organismen und Maschinen. Teile eines ausgeschlachteten Computers können nicht zu neuen Computern werden. Sie bleiben Teile eines unbrauchbar gewordenen Computers.“34

Organismisch kompatibel? Wie Sheldrake erläutert, sind bei der Umsetzung des organismischen Prinzips die Grundinformationen eines Ganzen allen seinen Teilen implizit. Ein Teil ist daher nur dann Teil eines Organismus´, wenn dessen Ganzes – quasi als übergreifende Funktion – durch ihn hindurchwirkt und er dadurch zum Teil dieses Ganzen wird. Indem die übergreifenden Grundfunktionen und Grundinformationen eines organismischen Ganzen in allen seinen Teile vorhanden sind, wird sein Gesamtzusammenhang gewährleistet. Dieser differenziert sich – entsprechend der evolutiven Anforderungen – mittels der drei Kausalitäten (top-down, bottom-up, between) zunehmend strukturell aus und besteht in der Verknüpfung unterschiedlicher Austauschkreisläufe. Durch sie kann er sich gegenüber dem entropischen Sog sowie dem Sog der Gravitation stabilisieren und zugleich die ihm immanenten Energien und Informationen in die unterschiedlichen Teile seines Ganzen transferieren. Entstehen und Vergehen sowie Tod und Geburt sind seine grundlegenden Regenerationsstrategien, über die hinaus zahlreiche weitere Selbstorganisationsprinzipien bestehen, die wir in den vorangegangenen Abschnitten dieses Kapitels erläutert haben. Dazu gehört auch die Axiomatik, auf deren Grundlage ein Organismus alle in ihm enthaltenen dynamischen Prozesse, die seiner Axiomatik nicht entsprechen, früher oder später falsifiziert. Um dieser Falsifizierung nicht anheim zu fallen, kommt es wie – bereits in Kapitel 1 besprochen – für die Zukunft der menschlichen Gesellschaft darauf an, dass sie die Axiomatiken aller von ihr geschaffenen Teilsysteme mit der Axiomatik des Ökosystems und mit der der menschlichen Gesellschaft selbst in Übereinstimmung bringt. Das ist eine Grundforderung, die angesichts der evolutiv neuen Situation und der mit ihr einhergehenden Technologien von besonderer Brisanz ist.

Integrales menschliches Verhalten. Zwischen der organismischen Qualität von Pflanzen und Tieren einerseits und integralem menschlichem Verhalten andererseits besteht ein kleiner entscheidender Unterschied. Während sich organismische Qualität durch unser Ökosystem aus sich heraus und sozusagen unbewusst ereignet, ist integrales menschliches Verhalten ein bewusster Akt, mit dem es letztlich darum geht, der Notwendigkeit organismischen Verhaltens gerecht zu werden. Mit diesem Akt des Bewusstseins gilt es zu erkennen und zu realisieren, dass organismische Qualität eine Grundforderung ist, an der alle vom Menschen geschaffenen Formen und Funktionen zu messen sind. D.h.: nur wenn sie eine hinreichende organismische Qualität erreicht haben, können die vom Menschen geschaffenen Formen, Funktionen, Technologien, Informationen angesichts der evolutiv neuen Situation als teleonomisch fittest gelten. Nur dann haben die Menschen mit ihnen eine Chance, nicht durch die organismische Axiomatik des Ökosystems falsifiziert zu werden. Und erst in dem Maße, wie der Mensch dies sowie seine eigene langfristige Grundfunktion in der Integralfunktion – also der nachhaltigen Unterstützung und Weitergabe von integraler Intelligenz und organismischen Lebensformen im Universum (das hier auf der Erde beginnt!) – erkennt, wird er all sein Denken, Planen und Handeln in einer Synthese sowohl mit dem Organismus der Natur als auch mit dem der menschlichen Gesellschaft verstehen und gestalten wollen." (Ausschnitt aus INTEGRALE MODERNE, Kapitel 2 - Seite 88/89)

Intelligenz bedeutet, sowohl als Individuen als auch als Menschheit "nicht zu dumm zum Überleben" zu sein.

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s.a. H.Johannes Wallmann: "Höhlengleichnis" 

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