Brief btr. PEGIDA an den EKD-Ratsvorsitzenden 2014
--- KUNSTAKTION INTEGRAL-ART 2014 (2) ---
Herrn
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Katharina-von-Bora-Straße 11-1380 333 München
PEGIDA und die Evangelische Kirche
_______________________________Mach dich auf und handle! (1. Chronik 22,16)
Sehr geehrter Herr Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender,
meine Gratulation zu Ihrer Wahl als EKD-Ratsvorsitzender! Ihr Interview in DIE ZEIT und Ihre Stellungnahme zu PEGIDA ließen mich aufhorchen, weshalb ich Ihnen heute schreibe. Denn dass vor allem Dresden zum Austragungsort von PEGIDA geworden ist, hat Hintergründe, die genauer betrachtet sein wollen.
Hier dazu ein bezeichnendes Schlaglicht: 1995 gelangte unter Teilnahme von Zigtausenden Dresdnern (und mit Rundfunkliveübertragung in Deutschland, England und Amerika) anlässlich des 13. Februars im gesamten Dresdner Stadtraum das GLOCKEN REQUIEM DRESDEN für 129 vernetzte Kirchen- glocken zur Uraufführung. Die CD erschien zugunsten der internationalen Kinderhilfsorganisation terre des hommes. Aufgrund des großen Erfolgs schlug ich 2004 die Aufführung des GLOCKEN REQUIEM XXI anlässlich des 13. Februars 2005 vor. Im Zentrum dieses Werkes, das auf deutsch, hebräisch und hocharabisch mit einem Text von Anne Frank beginnt und endet, steht das allen Kulturen gemeinsame Nachdenken über Tod und Sinn des Lebens sowie der Gedanke der Geschwisterschaft der Kulturen. Angesichts von PEGIDA ein hochaktuelles Thema.
Wie zunächst schon 1995 hat auch 2004 die Leitung der Evangelischen Landeskirche Sachsens die Aufführung dieses Werkes zu verhindern gesucht. Das Werk kam daher 2005 nicht als Stadtklang- Komposition in Dresden, sondern am 11. September(!) 2006 in Konzertform in Darmstadt zur Uraufführung. Seither erfolgten eine Reihe von Rundfunksendungen (s.a. glockenrequiem.de).
Zumal das GLOCKEN REQUIEM XXI das Dresdner Gedenken mit Anne Frank (Auschwitz!), Lessings Ringparabel und modernen theologischen Ansätzen verbindet, steht die Ablehnung des Werkes durch die Evangelischen Kirche in einer sehr unguten “Tradition”. Denn die Evangelische Kirche hat sich modernen theologischen Ansätzen, der Aufklärung sowie kulturellen Innovationen weitestgehend verweigert - mit katastrophalen Folgen. Auch für das Entstehen von PEGIDA ist sie daher mitverantwortlich.
Angesichts dessen möchte ich Sie mit den beiliegenden 25 Thesen Kultur und modernes Christentum auffordern, zu einer offenen gesellschaftlichen Debatte über die großen Fragen unserer Kultur beizutragen, anstatt es zuzulassen, dass sich die (ebenfalls an vielen Krankheiten leidende) Evangelische Kirche weiterhin hinter traditionellen theologischen und administrativen Barrieren verschanzt. Machen Sie sich als EKD-Ratsvorsitzender auf und handeln Sie – sogar der Papst hat sich auf gemacht!
In diesem Sinne mit guten Wünschen für 2015 und freundlichen Grüßen,
H. Johannes Wallmann, 27.12. 2014
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s.a. Offener Brief 2010 an die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann
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Anlagen:
1 25 Thesen Kultur und modernes Christentum
1 CD GLOCKEN REQUIEM DRESDEN
1 CD GLOCKEN REQUIEM XXI
3 Blatt mit Rezensionen
So Ihrerseits kein Interesse daran bestehen sollte, wird hiermit um die Rücksendung des anliegenden Materials gebeten.