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Organspende?

Argumente und Briefe gegen das Ausschlachten des Menschen : Schreiben am 3./4. Juli 2024 von H.Johannes Wallmann an alle Fraktionen des Deutschen Bundestages mit Kopie an das Präsidium der LEOPOLDINA und die Stiftung Patientenschutz

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Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete des Deutschen Bundestages,


bzgl. Organspende möchte ich mir erlauben, Sie darauf aufmerksam zu machen, dass die Einverleibung von Körperteilen anderer Menschen aus gutem Grund geächtet ist. Auch in lebensbedrohlichen Zuständen blieb diese Ächtung bisher erhalten. Auch die Einverleibung aus medizinisch-wissenschflichen Gründen sollte da keine Ausnahme bilden.

Das Schicksal von Menschen, die zu ihrem weiteren Überleben dringend ein menschliches Organ benötigen, ist sehr schlimm und höchst bedauernswert. Aber es nicht schlimmer zu bewerten als das Schicksal von Menschen, die Hungers sterben und dringend Nahrung benötigen. Alle Formen von Kannibalismus waren bisher aus gutem Grund geächtet und sollten es bleiben. Egal, ob diese Einverleibung aus Hunger oder mit wissenschaftlich gestützter medizinischer Operation erfolgt.

Am Rande sei darauf hingewiesen, dass es sich bei den Bedürftigen – anders als bei großen Hungerkatastropen - um einen Bevölkerungsanteil von ca. 0,01 % handelt. Und viele von ihnen fühlen sich mit den ihnen implantierten Organen anderer Menschen keienswegs wohl. Organspende sollte auch daher allerhöchstens ein familiärer Ausnahmefall sein dürfen.

Möchten Abgeordnete des Deutschen Bundestages nun die gesamte Gesellschaft in Organspendehaftung nehmen? Zumal sich der übergroße Teil der Gesellschaft bisher nicht für eine Organspende entschieden hat, wäre es ein weiterer schlimmer Verlust der Glaubwürdigkeit von Demokratie, nun die menschlichen Organe per Widerspruchslösung zur Spende freizugeben.

Im Zweifelsfall würden menschliche Organe auf Grundlage der Widerspruchslösung möglicherweise nach Wahrscheinlichkeitskriterien entnommen. Zudem würden viele Menschen von ihrem Recht auf Widerspruch nichts wissen oder dieses aus anderen Gründen nicht wahrnehmen.

Tod und Geburt sind Markpunkte menschlichen Lebens. Die Würde des Menschen gilt auch im Sterben und nach dem Tod. Würde diese bestimmten Interessenlagen zur Verfügung gestellt, würde eine Büchse der Pandorra geöffnet. Erst recht in einer modernen demokratischen Gesellschaft muss dies verhindert werden. Ich bitte Sie, Ihre diesbzgl. Entscheidung im Bewusstsein dieser Faktenlage treffen.

Mit freundlichem Gruß,
H.Johannes Wallmann
13158 Berlin

Berlin, am 3./4. Juli 2024

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