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FREIHEIT & VERANTWORTUNG der Künste und Wissenschaften

angesichts der Moderne und ihrer Totalitarismen

Unter diesem Titel könnte eine interessante (SLUB-)Veranstaltungsreihe entstehen, die das Totalitarismus-Problem der Moderne bzw. des Anthropozäns in den Blick nimmt und ebenso zur geistig-kulturellen Aufarbeitung der SED-Diktatur und des realsozialistischen Totalitarismus wie zur geistig-kulturellen Abwehr neuer Totalitarismen beiträgt. Der radikalste Totalitarismus ist der der  totalitären Machtdes Geldes, denn er bedeutet (wie an Umweltkrise, Artensterben, Klimawandel zu sehen) letztlich die Zerstörung der Lebensressourcen als Ganzes. Im Hinblick darauf soll diese Veranstaltungsreihe auch ein 

Beitrag zur Überwindung des „Zwei-Kulturen-Konzepts“ (Snow)

sein und Künste sowie Natur- und Geisteswissenschaften als Teile einer gemeinsamen anti-totalitären Kultur betrachten. Es sollte dabei nicht darum gehen, nur jene KünstlerInnen/WissenschaftlerInnen zu Wort kommen zu lassen, die tatsächlich anti-totalitären Widerstand leisteten, auch nicht darum, die Totalitarismus-Kollaborateure unter ihnen vorzuführen, sondern darum, sowohl

unter geistig-kulturellen als auch pragmatischen Gesichtspunkten

die Beweggründe der jeweiligen Handlungsweisen vor Augen und Ohren zu führen, zu reflektieren, zu debattieren. Im Sinne der Themenstellung sollte es sich jedoch von selbst verstehen, dass ein besonderer Fokus jenen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen gilt, die während einer der deutschen Diktaturen tatsächlich anti-totalitär gedacht und gehandelt haben, anstatt sich „zur Prostitution gezwungen” zu sehen. Für die Zukunft wesentlich werden könnten dabei u.a. Künstler wie der Maler/Kulturphilosoph Kurt W. Streubel (1921-2002), der Lyriker Reiner Kunze oder der Schriftsteller Jürgen Fuchs (1950-1999) sein, der es so sagte:

„Identität halten, den Lebenszusammenhang halten. Und das heißt, ständiges
Abwehren einer sehr verschiedenartigen und vieldeutigen Korruption“ 

und sich dabei auf Victor Klemperers LTI bezog, wo es heißt:

"Beobachte, studiere, präge dir ein, was geschieht!" 

Damit diese Veranstaltungsreihe nicht für Interessen z.B. von „Wendehälsen“ instrumentalisiert werden kann, bedarf es handfester Kriterien, zu denen kulturelle, künstlerische, wissenschaftliche Selbstverständnisse gehören, die sich definitiv nicht korrumpieren bzw. „prostituieren“ ließen. Dazu zählen zweifelsohne auch KünstlerInnen/WissenschaftlerInnen, die um geistiger Freiheit und Verantwortung willen – und unter Inkaufnahme teils schwerer Repressalien – die Freiheit und Verantwortung der Künste und Wissenschaften vertraten und damit den europäischen Diktaturen (z.B. der SED-Diktatur) Widerstand entgegen setzten.

Dieses großen Wertes von Freiheit und Verantwortung

gilt es sich bewusst zu werden, gerade auch weil er durch die Übermacht der „Wendehälse“ im vereinten Deutschland seit 1990 mehr oder minder aus dem kulturellen Bewusstsein getilgt wurde.

Was den Untertitel der Veranstaltungsreihe betrifft, so liegt ihm der Moderne-Begriff meiner Schrift „INTEGRALE MODERNE“ (PFAU-Verlag 2006) zugrunde, nach dem - unter menschheitsgeschichtlichen Gesichtspunkten – die Moderne gerade erst begonnen hat (die Postmoderne ein Zwischenspiel, das bestimmte Defizite der bisherigen Moderne artikulierte). Was den Totalitarismus-Begriff angeht, so meint er sowohl den nationalsozialistischen und realsozialistischen als auch den islamistischen Totalitarismus wie auch alle weiteren – z.B. jene, die mit totalitärer Umweltzerstörung oder digitaler Totalüberwachung einhergehen.

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s.a. Platons Höhlengleichnis - eine Reflexion über den Zusammenhang von Intelligenz und Freiheit, die Moderne und Musik (bitte hier anklicken)

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Anmerkung: Die 3-teilige arte-Doku-Serie (2017, Regie Patrick Rotman) zum GULAG wirft unabweisbar die Frage auf, ob - abgesehen von Hitlers mörderischem Weltkrieg - Stalins/Maos Realsozialismus und das GULAG-System in Bezug auf die Menschenrechte nicht als ebenso inhuman gelten muss wie Hitlers Nationalsozialismus, Holocaust und KZ-System. Zwar unterschieden sich die Methoden, doch die Menschenverachtung/Entrechtung ist vergleichbar. Hingewiesen sei auch auf den Artikel von Armin Pfahl-Traughber in DIE ZEIT Nr. 12 /2021, S.47: „Gefährliche Nähe. Sie relativieren Menschenrechte und universelle Werte: Wie sich linke Identitätspolitik und rechtes Denken die Hand reichen“.

20.5.2021 INTEGRAL-ART/H.Johannes Wallmann©2021: Ideen-Skizze einer interdisziplinären Veranstaltungsreihe

 

 

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