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Biografie
Kurz-Biografie H. Johannes Wallmann: *1952 in Leipzig als Sohn von Marianne und Heinrich Wallmann; aufgewachsen in Dresden; Studium in Weimar (Komposition bei G. Lampe); von der polit. Hochschulleitung als "spätbürgerlich-dekadent" apostrophiert, wurde er mit 21 Jahren vom Kompositionsstudium relegiert; danach auch weiterhin systemkritisches / oppositionelles Engagement; persönl. Bekanntschaft z.B. mit Reiner Kunze, Wolf Biermann, Jürgen Fuchs, Robert Havemann, Lutz Rathenow, vor allem aber kunstphilosophisches Training bei dem - in der DDR als "Formalist" verfemten - Maler/Entwerfer Kurt W. Streubel; 1973-1979 Orchestermusiker in Meiningen und Weimar; 1976-81 (Meister)Schüler Friedrich Goldmanns (Komposition) an der Ostberliner Akademie der Künste; 1975-86 Gründer und Künstlerischer Leiter der "gruppe neue musik weimar"; 1977 Entwicklungsbeginn von INTEGRAL-ART und INTEGRALE MODERNE; 1980 Hanns-Eisler-Preis, 1981 Hans-Stiebler-Preis; 1981 Umzug nach Berlin; 1983 Komposition "rivolto"; 1986 kulturpolit. begründeter DDR-Ausreiseantrag; 1988 DDR-Ausreise/Emigration; 1990-1993 Initiator und Künstlerischer Leiter der internationalen BAUHÜTTE KLANGZEIT der Stadt Wuppertal - 1. internationales Festival für Klangkunst im Stadt- und Landschaftsraum (gefördert u.a. vom Programm "Kaleidoskop" der Europäischen Union); 1995 GLOCKEN REQUIEM DRESDEN (Liveübertragung DeutschlandRadio, BBC London, RadioWashington D.C.) und zurück nach Berlin; 1997 INNENKLANG - Musik im Raum für vier Orchestergruppen und Soprane; Liveübertragung DeutschlandRadio; 1996-2000 Mitglied der interdiszipl. Künstlergruppe KrypTonale/Künstlerische Leitung der KrypTonale Berlin; 2003 "der-grüne-klang.de", 2004 "der-blaue-klang.de"; Realisierung weiterer zahlreicher Raum- und Landschaftsklang-Kompositionen, INTEGRAL-ART-Projekte, musikal. Selbstorganisations- und Kombinationsspiele, integral-games.net, Klangkunst; Kammer- und Orchestermusik. Lehraufträge im Fachbereich Architektur, z.B. „Akustische Ökologie“, „Die Stadt als Klangraum“. 2006 Buchveröffentlichung „INTEGRALE MODERNE – Vision und Philosophie der Zukunft“ (PFAU-Verlag, 2006); 2009 Buchveröffentlichung (u.a. als Antwort auf Stasi&Co.-Rufmord-Kampagnen) "DIE WENDE GING SCHIEF - oder warum Biografie mehr als nur eine rein persönliche Angelegenheit ist" (Kulturverlag KADMOS 2009); 2017 Buchveröffentlichung "KUNST - EINE TOCHTER DER FREIHEIT? - Im Vis à vis alter und neuer Totalitarismen" (Kulturverlag KADMOS 2017). 2018 Sammelband "INTEGRAL-ART FESTSPIELE >Gesamtkunstwerk? Wallmann statt Wagner<". 2010 SOLO-UNIVERS - 5 neue Konzerte für Solisten und Orchester, gefördert vom Berliner Hauptstadt-Kulturfonds; 2011 "25 Thesen ...", angeschlagen an der Dresdner Kreuzkirche; 2012 liquid-orchestra.net; 2014-16 ich-schweige-nicht.de - Jürgen-Fuchs-Zyklus, gefördert u.a. von der Kulturstiftung des Bundes; 2016 EUROPA? KULTUR-REFORMATION!. Zahlreiche Rundfunk-Liveübertragungen, Aufnahmen und Sendungen. Weitere Projekte s.u. - Werkauswahl
"Geist geworfen gegen den Sturm, um kühn segelnd die Spaltung zu überwinden"(Stéphane Mallarmé in »UN COUP DE DÉS« / H. Johannes Wallmann in transforma) ---
Werkauswahl: 1978/79 - SYNOPSIS - Musik im Raum für Kammerensemble mit Diaprojektionen von Kurt W. Streubel (Aufnahmen WDR, DeutschlandRadio)) 1986/92 gleich den Vögeln - Musik im Freien, ein musikalisches Selbstorganisationsspiel für 4-12 Saxophone / Klarinetten 1990-93 BAUHÜTTE KLANGZEIT WUPPERTAL (Konzept und Künstlerische Leitung) 1. internationales Festival für Klangkunst in Deutschland, gefördert u.a. vom Kulturprogramm "Kaleidoskop" der Europäischen Union 1991 SCHWEBEN UND HÖREN - von Klang zu Klang mit einer Wuppertaler Schwebebahn . Computersteuerung (Bericht WDR) 1992 KLANGSEGEL - Komposition . Spiel . Skulptur . Klang . Licht . Farbe . Computersteuerung (Fernseh-Bericht WDR) 1993 ZEIT-KLANG-LANDSCHAFT - neue Einheit zwischen Mensch und Natur - Landschaftsklang-Komposition für 8 Instrumentalisten 1995 GLOCKEN REQUIEM DRESDEN - Stadtklang-Komposition für 129 Kirchenglocken. Liveübertragung DeutschlandRadio, MDR, BBC London Radio Washington D.C. 1996 PERIO - ein musikalisches Selbstorganisationsspiel für 4-6 Gitarren 1996 KLANG FELSEN HELGOLAND - Landschaftsklang-Komposition mit Orgelklängen - sich bewegend an ca. 800m Felsenküste. Liveübertragung NDR Kultur 1997 INNENKLANG - Musik im Raum für vier Orchestergruppen und Soprane; Liveübertragung DeutschlandRadio, Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin 1997-2001 INNENKLANG-AUßENKLANG Musik im Raum für vier Orchestergruppen und Soprane und Soundscapes von 7 Erdteilen, Ursendung DeutschlandRadio 2002 1997-2002 ARIA - 7 Soprane und 7 Soundscapes live von 7 Kontinenten 2003 MAN-DO - Musik im Raum für 6 Instrumentalgruppen; UA im KMS der Berliner Philharmonie mit dem Berliner Zupforchester 2003 intars 2138 - für Orchester und Violoncello solo, UA Dresdner Philharmonie, Solist M. Bräutigam 2003 der grüne klang - Lichtklang-Landschaft Bad Berka; Juli-Oktober 2003 2003 SYN 4 - Musik im Raum für Streichquartett ein musikalisches Selbstorganisationsspiel, UA in der Kreuzkirche Dresden 2004 music meets architecture - in Kooperation mit der Hamburger HafenCity-Universität 2004 DER BLAUE KLANG - Landschaftsklang-Komposition für voneinander weit entfernte Vokal- und Orchestergruppen; UA 2004 im UNESCO-Welterbe Wörlitzer Anlagen, Anhaltische Philharmonie Dessau 2006 GLOCKEN REQUIEM XXI - Musik im Raum; UA 2006 anlässlich 9-11 in Darmstadt, Konzertchor Darmstadt; Sendung durch zahlreiche Rundfunkanstalten) 2006 IM FUNKELN DER STERNE - Musik im Raum; UA 2006 im großen Saal des Kulturpalastes Dresden 2007 Schilf in Händen - Musik im Raum für Flötentrio, UA 2011 Neues Museum Berlin 2009 DER BLAUE VOGEL - Reiner-Kunze-Zyklus; UA 2009 im KMS der Berliner Philharmonie, in Kooperation mit Deutschlandfunk 2010 SOLO-UNIVERS - 5 neue Konzerte für Solisten und Orchester; UA 2010 im KMS der Berliner Philharmonie, in Kooperation mit Deutschlandfunk; gefördert vom Berliner Hauptstadt-Kulturfonds) 2012 liquid-orchestr.net - Raumklangkonzert für Profis, Laien und Publikum (UA 2012 im KMS der Berliner Philharmonie/ Matthäikirche; Bericht DeutschlandRadio) 2013 NEUE SINFONIE? - Kurt-W.-Streubel-Zyklus 2014-16 ICH SCHWEIGE NICHT - Jürgen-Fuchs-Zyklus (UA 2014-16 in Koopertation mit MDR Figaro, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes) 2016 EUROPA? KULTUR-REFORMATION! Filmprojekt auf der Suche nach der Zukunft (2011/12) - Integral-Art und Philosophie des Komponisten H.Johannes Wallmann
Rundfunkaufnahmen zahlreiche Kammermusikwerke - s.a. Werkliste ---
25.2. 022 rbbkultur, Dr. Clemens Goldberg in der rbb-Sendereihe „Goldberg-Variationen“ zu H.Johannes Wallmann: "Ihrer Musik, die mich übrigens schon seit Jahren fasziniert und ich mich immer frage, warum hört man das nicht viel viel mehr; das hätte uns so viel zu sagen. Sie stellen eigentlich alle Fragen – sogar ökologische Fragen.“ ---
Dresdner Neuesten Nachrichten, 8.Oktober 2007, Peter Zacher über Wallmanns "Vision und Philosophie der Zukunft“:
„Das Scheitern der Menschheit an den Eigendynamiken der modernen
Technologien vor Augen, setzt Wallmann auf die integrale Entwicklung
der menschlichen Intelligenz selbst ... Wallmann hat ein eminent
politisches Buch vorgelegt, denn eine Gesellschaftsutopie ist auch dann
eine Kampfansage an bestehende politische und administrative
Institutionen, wenn sie - was der Autor für sich in Anspruch nimmt -
ideologiefrei sein will. Hier liegt Wallmanns Sollbruchstelle, weil
keine Vision einer neuen Gesellschaft ohne ein Fundament denkbar ist, in
dem weltanschauliche Grundvoraussetzungen zumindest elementar angelegt
sind. Selbst wenn Ideologie in die Gewandung der Ethik gekleidet ist,
liegt sie auch einem so imponierenden Gedankengebäude wie dem Wallmanns
zwingend zugrunde. Und Wallmann zeigt dies auch selbst auf. Freilich
darf das Verhaftetsein in ideologisch getöntes Denken nicht zur
Selbstblockade führen, wie das heute allzu oft der Fall ist. ---
Der Chefdramaturg der Dresdner Philharmonie, Klaus Burmeister, im Programmheft vom 17./18. Mai 2003 über H. Johannes Wallmann: "Johannes
Wallmann ist – wie man so sagt – ein unangepaßter Mensch, jedenfalls
einer unserer Zeitgenossen, dem es keineswegs gleichgültig ist, was um
uns herum passiert. Als Komponist ist er keiner, der sich festgelegt
fühlt, auf eine einmal bestimmte Weise zu arbeiten. Er erprobt und
ersinnt Neues und lässt in seiner Arbeit keinen Stillstand zu. Und er
versteht es, seine utopisch erscheinenden Ideen tatsächlich zu
verwirklichen. In Leipzig geboren, verbrachte er seine Kindheit und
früheste Jugend in Dresden, studierte in Weimar Musik und fand dort
eine erste künstlerische Heimat. Seine Kindheit war durchdrungen von
Musik. Das trug ihn durch schwere Zeiten. Schon als Student fand er
Interesse an ungewöhnlichen Kompositions- und Aufführungsverfahren, an
Wegen, die von den gewohnten abweichen. Das machte ihn den DDR-Behörden
verdächtig, und er mußte bereits mit 21 Jahren erleben, was es heißt,
andere Auffassungen zu vertreten, als die der real-sozialistischen
Dogmen. So wurde sein Musikstudium vorzeitig beendet, denn wer sich
nicht einpassen wollte, wurde ausgesondert. Für zwei Jahre ging er nach
Meiningen als Orchestermusiker und war zwischen 1975 und 1979 Mitglied
der Staatskapelle Weimar. Hier gründete er 1975 die gruppe neue musik weimar,
die er bis 1985 leitete. Ein Ensemble, das sich bald einen Namen über
die engen Stadtgrenzen hinaus machte und in den Musikzentren der DDR
wegen seiner nonkonformistischen künstlerischen Haltung für Aufsehen
sorgte. 1976 begann Wallmann ein kunstphilosophisches Training bei dem
Gothaer Maler und Entwerfer Kurt W. Streubel, der einst die Formalistenrente
bezog und selbst ein Ausgegrenzter war. Diese Verbindung führte zu
intensiven philosophischen Auseinandersetzungen u.a. über Parallelen
und Verknüpfungen zwischen Bildender Kunst und Musik. Im Ergebnis
daraus entstand in enger Zusammenarbeit Synopsis – Musik im Raum für Kammerensemble zu Diaprojektionen von K. W. Streubel.
Bei einigen DDR-Musikverlagen angesehen und mit mehreren Werken in
deren Katalogen vertreten, erhielt Johannes Wallmann die Möglichkeit,
1980/81 Meisterschüler für Komposition bei Friedrich Goldmann
(Ostberliner Akademie der Künste) zu werden. Trotz des Hanns-Eisler-Preises
(1980) begannen 1981 für ihn verstärkte kulturpolitische
Auseinandersetzungen mit Kulturverantwortlichen der DDR, woraus sich
Behinderungen seiner künstlerischen Arbeit ergaben. Dennoch ließ er
sich nicht beirren und begann damit, sein künstlerisches Gesamtkonzept
INTEGRAL-ART zu entwickeln. Die 7 Domänen von INTEGRAL-ART zielen auf
das integrale Zusammenwirken der Künste, u.a. auf die Verbindung von
avancierter Kunst und Lebensalltag im öffentlichen Stadt- und
Landschaftsraum. Um die Umsetzung dieses Konzeptes zu erreichen,
stellte er 1986 einen kulturpolitisch begründeten Ausreiseantrag, dem
schließlich 1988 stattgegeben wurde. Nach der Übersiedlung nach
Westdeutschland nahm Wallmann mit der Gründung und Leitung der BAUHÜTTE
KLANGZEIT WUPPERTAL die Realisierung seiner Integral-Art-Ideen in
Angriff. So entstand unter seiner Leitung mit KLANGZEIT WUPPERTAL das
erste internationale Festival Deutschlands für landschafts- und
architekturbezogene Künste im öffentlichen Stadt- und Landschaftsraum.
Im Rahmen dieses Festivals konnte Wallmann auch seine
live-elektronische Klanginstallation (Schweben und Hören – von Klang zu Klang,
1991) für eine Wuppertaler Schwebebahn realisieren; ein Projekt, das er
urspünglich für die Ostberliner U-Bahn konzipiert hatte. Seit 1992
übernahm er verschiedene Lehraufträge im Fachbereich Architektur zu
Themen wie Die Stadt als Klangraum oder Akustische Öklogie. 1995 zog Wallmann wieder zurück nach Berlin, und 1995 wurde auch sein GLOCKEN REQUIEM DRESDEN
(eine Stadtklang-Komposition für 129 Dresdner vernetzte Kirchenglocken)
uraufgeführt und live durch MDR, Deutschland-Radio, BBC übertragen.
Andere Klangprojekte folgten. So beispielsweise 1996 KLANG FELSEN
HELGOLAND – eine Landschaftsklang-Komposition (Liveübertragung durch
NDR 3), 1997 INNENKLANG – Musik im Raum für vier Orchestergruppen und Soprane im Berliner Dom (Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Liveübertragung durch DeutschlandRadio) oder auch 1997 Transforma – Musik im Raum für fünf Soprane (nach St. Mallarmé), geschrieben für einen Alten Berliner Wasserspeicher. --- --- Artikelaktionen |