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INNENKLANG-AUSSENKLANG, 1997-2002Berlin & International Weil der Mensch ebensosehr von Außen nach Innen wie von Innen nach Außen lebt. (Dietrich Bonhoeffer) Ursendung durch DeutschlandRadioDie Ursendung der virtuellen Fassung des Werkes auf Grundlage von INNENKLANG (uraufgeführt 1997 Berliner Dom durch das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von Karl Anton Rickenbacher) erfolgte durch DeutschlandRadio am 23.7. und 30.7.2002 (mit Werkerläuterungen von Stefan Lang und dem Komponisten)
Zyklus in 4 Teilen INNENKLANG-AUßENKLANG 1: Werk und Idee
INNENKLANG-AUSSENKLANG verbindet live die Klänge von "INNENKLANG" im Berliner Dom mit denen verschiedener Orte von Berlin und der Erde. Dadurch entsteht die Möglichkeit, in den Klang der Welt, in der wir am Beginn des 3. Jahrtausends leben, hineinzuhören. Der Bogen spannt sich von INNENKLANG im Berliner Dom zu 29 Geräuschen der Berliner Stadtlandschaft über sieben Außenklänge auf den sieben Erdteilen bis hin zu ARIA, dem simultanen Gesang von sieben Sopranen auf den sieben Erdteilen. Die verschiedenen Live-Klangebenen werden mittels modernster Technologien verknüpft und gleichzeitig live übertragen, so daß der Zuhörer mit seinen Ohren zugleich an verschiedenen Orten ist. (© Johannes Wallmann 1997 - 2002) ENTRÉE INNEN-AUSSEN: 10.-13.9. 2000 im Berliner DomKooperationspartner
INNENKLANG-AUSSENKLANG war ein Projekt des KLANG & ZEIT e.V. Berlin in Kooperation mit DeutschlandRadio, dem Haus der Kulturen der Welt, Berlin, dem Berliner Dom, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin sowie Kooperationspartner von 7 Orten der Erde. Der erste Realisierungsschritt des Gesamtprojektes erfolgte mit der Uraufführung von „INNENKLANG“ im Berliner Dom. Aufgrund des großen Erfolges dieser Uraufführung sollte der nächste Projektschritt im September 2000 erfolgen, konnte aber mangels Finanzierung nur virtuell (Rundfunk-Ursendung 2002) realisiert werden. Aus Finanzierungsgünden blieb das Projekt zudem auf INNENKLANG sowie die Berliner Außenklänge beschränkt. Schirmherrschaften:
Der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Gerhard Schröder // angesichts von Gerhard Schröders Putin-Freundschaft ("lupenreiner Demokrat") distanziert sich der Komponist von der Person Gerhard Schröder Musikgeschichtlicher HintergrundClaude Debussy (1862-1918) schrieb in seinem Aufsatz »Musik im Freien« über: »die Möglichkeit einer Musik, die besonders für´s Freie geschaffen ist, großlinig, mit vokalen und instrumentalen Kühnheiten, die über den Baumwipfeln in der klaren freien Luft klingen und schweben würde.«
Charles Ives’ (1874-1954) Idee der »Universen Symphonie«, die für Aufführungen im Freien gedacht war, rührt aus einem Erlebnis seiner Kindheit, als er mit seinem Vater auf einem Kirchturm stand. Er hörte die von allen Seiten gleichzeitig heran- und wegmarschierenden Musikkapellen und hatte damit sein Initialerlebnis der Gleichzeitigkeit »aufeinander nicht bezogener musikalischer Ereignisse«.
Eric Satie (1866-1925) formulierte die Idee einer »musique d´ameublement«. Er schreibt: »man muß versuchen, eine musique d´ameublement zu realisieren, d.h. eine Musik, die Teil der Geräusche der Umgebung ist.«
John Cage (1912-1992) öffnete das Fenster seines New Yorker Appartements und erklärte die Straßengeräusche, die durch sein geöffnetes Fenster drangen, zur Musik. Die Frage, was Musik überhaupt sei, wurde so auf eine radikale Weise neu gestellt.
Murray Schafer (1933-2021) prägte den Begriff der akustischen Ökologie, der die Vermeidung der akustischen/musikalischen Vermüllung des menschlichen Gehirns meint.
H.Johannes Wallmann: Nach diesen Überlegungen von Debussy und Ives (Musik für
Außenräume/Gleichzeitigkeit nicht aufeinander bezogener
musikalischer Ereignisse), von Satie und Cage (Einbeziehung der
Geräusche der Umgebung/Straßengeräusche als Musik), des
kanadischen Komponisten Murray Schafer (akustische Ökologie /
Vermeidung von akustischem Müll) sowie der Neuordnung des
musikalischen Materials, wie sie bei Schönberg und Webern ihren
Anfang nahm, geht es künftig um die Neubestimmung von Musik als
Freiheits- und Intelligenz-Energie sowie um eine entsprechend
bewußte akustische Gestaltung der menschlichen Lebenswelten.
Entscheidend dabei ist die Frage der Unterscheidung von Klang und
Lärm. Ist Klang eine Brücke zur Stille oder eine Vorhut des Lärms?
In der klassischen indischen Musik wird unterschieden in großgeschriebenen KLANG und kleingeschriebenen klang. Mit KLANG ist der kosmische Klang gemeint (aus menschlicher Perspektive z.B. die Stille des Weltalls). Mit dem klang sind Klänge gemeint, die z.B. von den Rhythmen des menschlichen Lebensalltages ausgehen.
Für meine eigene kompositorische Arbeit definiere ich »Klang« als »Zusammenschwingen unterschiedlicher Teile zu einem Ganzen«. In diesem Ganzen gehören kleingeschriebener und großgeschriebener Klang zusammen. Klang, Lärm und Stille, Außen und Innen gehen darin höchst sublime Beziehungsgeflechte ein. Mit meiner Komposition »Außenklang - Innenklang« geht es musikalisch konkret um diese.
Ursprüngliche Planung
Part AKlangausstellung Berlin & international 7 Außenklänge aus den 7 Erdteilen sowie 29 Außen-klänge aus ganz Berlin, live übertragen per Satellit bzw. Telekomleitungen; Haus der Kulturen der Welt 8.-23.September 2000 Die Klangausstellung, mit den - im Vorfeld genau recherchierten - live zu übertragenden Außenklängen aus 7 Erdteilen und 29 Außenklängen der Berliner Stadtlandschaft, untergliedert sich in 6 Abteilungen: WASSER | MASCHINEN | MENSCH | VERKEHR | VÖGEL | HORIZONTE Während alle anderen Parts des Gesamtprojektes immer auf der Zusammenschaltung und Kombination verschiedener Klänge/Geräusche beruhen, sind in der Klangausstellung die Außenklänge einzeln zu hören. Das erlaubt ein gewisses Maß an Wiedererkennung in den Gesamtzusammenhängen des Projektes. Die Klangausstellung soll innerhalb und außerhalb des Haus´der Kulturen der Welt (HdKW) stattfinden. Während die 29 Außenklänge von Berlin innerhalb des HdKW über infrarotgesteuerte Kopfhörer zu hören sein werden - so daß es in der Ausstellung selbst relativ still sein wird -, sollen die Außenklänge aus den 7 Erdteilen im Areal (z.B. auf der Terrasse ) um das HdKW zu hören sein. Die von einem Spezialteam eingerichtete Klangausstellung wird auch eine optische Darstellung der »Genese« eines jeden einzelnen Klanges - woher er kommt, wie er sich zusammensetzt, was sich mit ihm verbindet - sowie des Hörens und des Ohres überhaupt enthalten. Die »Außenklang-Sinfonie international« - eine computergesteuerte Live-Klangkomposition von Außenklänge aus den sieben Erdteilen - soll als Permanent-Aufführung im großen Saal des HdKW erklingen. Vom Turm des Carillons am HdKW wird an sieben Tagen »Aria« mit den 7 Sopranen in den 7 Erdteilen zu hören sein, begleitet von Klängen des Carillons. Part BAußenklang -Sinfonie Berlin Brandenburger Tor Die »Außenklang-Sinfonie Berlin« steht für das komponierte Zusammen-treffen von 29 Außenklängen aus Ost- und Westberlin. »Sinfonie« meint dabei nicht ein künstliches Harmonisieren dieses Zusammentreffens, sondern betont die komplexe Gleichzeitigkeit unterschiedlicher Ereignisse, die sich gegenseitig beeinflussen und u.U. wie »blitzende Stahlkugeln« aufeinanderprallen. An 7 Tagen der Aufführungen wird der »Außenklang-Sinfonie Berlin« »Aria« zugemischt. Die Realisation der Komposition der »Außenklang-Sinfonie B.« basiert auf einem speziell entwickelten Computerprogramm, das per Computer-steuerung die Auswahl, Zusammenschaltung und Mischung der live übertragenen Außenklänge regelt. Die »Außenklang-Sinfonie B.«. erklingt mehrfach täglich zu bestimmten Uhrzeiten und soll über in der Höhe angebrachte Lautsprecherboxen sowie über unten angeordnete Tiefbasstöner zur Ausstrahlung kommen. Durch die Aufstellung der ungewöhnlichen Tiefbasstöner wird zugleich ein interessantes optisches Environment entstehen. Außerhalb der bestimmten Uhrzeiten wird die »Außenklang-Sinfonie Berlin« über Kopfhörer zu hören sein. Part CINNENKLANG- Musik im Raum für vier Orchestergruppen und Soprane Wie bei der Uraufführung wird das in vier Gruppen aufgeteilte Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter der Leitung von vier Dirigenten von den drei Hauptemporen und vom Altarraum des Domes aus spielen, wodurch wiederum das außerordentlich interessante Zusammenspiel zwischen der Akustik des Domes und der Musik zustande kommen wird. In der Domkuppel werden sich vier Sopranistinnen befinden. Im 1. und 3. Teil wird eine Solistin unter der Domkuppel im Kreuzpunkt des Kirchenschiffes singen. Die räumliche Wirkung von »Innenklang« war bei der Uraufführung so beeindruckend, daß das Publikum zum Schluß mit minutenlangen standing ovations reagierte. Bei der Aufführung im Jahr 2000 werden zu »Innenklang« auch »Aria« sowie Teile der »Außenklang-Sinfonien« hinzutreten, die per Lautsprecherboxen in den Dom übertragen werden. Part DARIA 7 Soprane an 7 Orten der 7 Erdteile, per Satellit live übertragen in die Kuppel des Berliner Domes, sowie zum Haus der Kulturen der Welt, begleitet von den Klängen des Carillons. Part EAußenklang-Innenklang Haus der Kulturen der Welt/Brandenburger Tor/Berliner Dom Aufführungsorte dieser Gesamtaufführung sind der Berliner Dom, in dem das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin spielt, das Areal vom Haus der Kulturen der Welt, wo sich das Carillon und die Klangausstellung befinden und wo eine 16-kanalige Wiedergabe des Gesamtwerkes im Freien erfolgt, das Brandenburger Tor, wo der »Außenklang-Sinfonie Berlin« »Aria« hinzugefügt wird, sowie die Sendefrequenzen von DeutschlandRadio und ggf. weiterer Rundfunkstationen. Im Berliner Dom spielt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin Johannes Wallmanns viersätzige Komposition »Innenklang - Musik im Raum für vier Orchestergruppen und Soprane«. Zu »Innenklang« werden »Aria« sowie Teile der beiden »Außenklang-Sinfonien« zugemischt. Die weiträumige Abstrahlung im Areal am Haus der Kulturen der Welt soll - entsprechend der Aufteilung des Orchesters im Dom - 16-kanalig erfolgen, so daß das Spiel der vier Orchestergruppen von unterschiedlichen Orten zu hören sein wird . Es wird dadurch ein äußerst interessantes räumliches Wechselspiel der Klänge im Freien entstehen, bei dem sich »Innenklang« und »Aria« mit den Klängen des Carillons sowie der beiden »Außenklang-Sinfonien« verbinden werden. Die »Außenklang-Sinfonie Berlin« am Brandenburger Tor wird während der Gesamtaufführung allein mit »Aria« verbunden. Die Übertragung im Rundfunk erfolgt nach einem besonderen Konzept, das alle Innen- und Außenklänge auf bestimmte Art verknüpft und aussendet. Part FLiveübertragungen DeutschlandRadio & internationale Rundfunk-und Fernsehanstalten 8.-23.September 2000 Durch eine Fernsehfassung sollten die optischen Umgebungen der 7 ausgewählten Klangorte auf den 7 Erdteilen sowie die Orte, an denen die 7 Sopranistinnen der 7 Erdteile singen, wahrnehmbar werden. Daneben könnten auch »Innenklang« im Berliner Dom, die »Außen-klang-Sinfonie International« und die Klangausstellung im Haus der Kulturen der Welt, die »Außenklang-Sinfonie Berlin« am Brandenbur-ger Tor mit ihren jeweiligen Zuhörern einbezogen werden. Darüber hinaus könnte »ARIA« für eine Fernsehfassung eine Klammer bilden für einen Bericht über den Zustand der Erde und des menschlichen Lebens auf ihr. »ARIA« - ein neues Lied von der Erde.
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