„tautomer“ : Diese Komposition nannte ich so, weil mich damals „ineinander
übergehende“ Gleichgewichte und Zustände beschäftigten. „tautomer“
heißt - im Sinne eines chemischen Gleichgewichtes - „ineinander
übergehend.“ Der Übergang von Rhythmen und Linien zu Klängen und
Flächen kann vielleicht als die Grundidee der Komposition bezeichnet
werden. Es vollziehen sich in „tautomer“ aber nicht nur Übergänge,
sondern - insbesonders im ersten Teil - auch Brüche. Die Kraft, die
sich in „tautomer“ entfaltet, deutet also auch auf das Gegenteil von
„tautomer“, nämlich auf eine explosive Kraft, die manchmal mit
Veränderungsprozessen einhergeht und plötzlich hereinbricht. In
mehrfacher Hinsicht war das Jahr 1986 für mich ein Jahr von Übergängen
und Veränderungen, teils kontinuierlich, teils explosiv. Dazu gehörte
die Formulierung meines Integral-Art-Konzeptes ebenso, wie die Stellung
eines Ausreiseantrages oder der Beginn einer neuen Phase meines
musikalischen Denkens, das über meine bis dahin entstandene Kammer- und
Orchestermusik hinausging und zu meinen großen
Landschaftsklang-Kompositionen der neunziger Jahre führen sollte.