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INTEGRAL ART FESTSPIELE - Zyklus F8

h. johannes wallmann 

HÖHLENGLEICHNIS - ein (bisher unvollendetes) Fragment

gesamtkunstwerk von h.johannes wallmann nach philosophischen gedanken von platon bis hannah arendt

musik im raum für alt, tenor und kammerensemble

mit texten von lutz-rathenow und h.johannes wallmann, projektionen (z.B.) von kurt w. streubel und harald hauswald, 
filmeinblendungen sowie tanz-szenischen umsetzungen 

Platons Höhlengleichnis – ein Totalitarismus-Sinnbild, das den engen Zusammenhang zwischen Freiheit und Erkenntnis, zwischen Freiheit und der Entwicklung der menschlichen Intelligenz deutlich macht - wird mit diesem Werk weiter und neu gedacht:

Die Höhlengefangenen in Platons Höhlengleichnis sind bis zur Unbeweglichkeit gefesselt. Sie können nur in Richtung jener Höhlen-Innenwand schauen, auf der sich Schatten bewegen, die im Licht außen vor dem Gefängnistor erzeugt werden. Diese Schatten an der Höhlenwand innen von den Realitäten außen sind für die Höhlengefangenen die einzigen Bilder von der Welt außerhalb ihres Gefängnisses.

Alles Denken und Verhalten der Höhlengefangenen ist von ihrer Höhlen-Ideologie - d.h. den machtgerechten Interpretationen der Schattenbilder - bestimmt. Belohnungen und „Ehrenbezeugungen“ vergeben sie allein für höhlenideologisch angepasste Interpretationen der Schatten-Bilder. Die Höhle und ihre Ideologie glt den Höhlengefangenen als das NON PLUS ULTRA. Freiheits-, Erkenntnis- und Flucht-Gedanken werden bestraft, bekämpft, diffamiert, ausgegrenzt, eliminiert.

Trotz und angesichts des totalitären Ausgeliefertseins der Höhlengefangenen verweist Platon jedoch darauf, dass der Seele im Grunde alle Erkenntnis und Intelligenz bereits innewohnt. Es bedarf „nur“ des Lichtes sowie entsprechender Übung und Gewöhnung, damit Seele sich in die Region von Freiheit, Erkenntnis, Synthesis und Intelligenz aufzuschwingen vermag.
 

Was aber heißt Intelligenz angesichts von Moderne und Anthropozän?

Intelligenz heißt, sowohl als Individuen wie auch als Menschheit nicht zu dumm zum (Über)Leben zu sein. 
Intelligenz heißt, gegenwärtiges Leben um zukünftigen Lebens willen zu leben.
Intelligenz heißt, das Licht der Erkenntnis und Wahrnehmung darauf auszurichten, Zusammenhänge zu erkennen und mitzugestalten sowie nachhaltige Synthesen zu entwickeln. 
Intelligenz heißt, Analyse um der Synthese willen.

Zumal "Seele" aufgeklärt-modern als das individuelle-universelle Schwingungsfeld eines jeden Menschen verstanden werden kann, ist es angesichts von Moderne und Anthropozän grundlegend, sich auf (das Licht der) Erkenntnis und entsprechende „Übung und Gewöhnung“ einzulassen. 

Die einzige dauerhafte Möglichkeit, wahre Erkenntnisse zu gewinnen und wahrhafte Intelligenz zu entwickeln, besteht einerseits in der Liebe (dem vielleicht schönsten Licht) und andererseits in der Freiheit und darin, sich von den Fesseln der Höhlen-Ideologien zu befreien, den Ideologie-Höhlen zu entfliehen und damit ins Licht der Wirklichkeiten, Wahrheiten, Schönheiten und möglicher neuer großer Synthesen zu treten. 

Um dies zu verhindern, stellen die jeweiligen Ideologie- und Höhlenmachthaber die Flucht aus ihrer Höhle (und ihrer Ideologie) unter Höchststrafe.

...

Freiheit - als Voraussetzung zur Entwicklung von (integraler) Intelligenz - ist daher ein hohes Gut.
Allerdings kann die Verabsolutierung von Freiheit - wie Moderne und Anthropozän zeigen - in den schlimmsten Zwang überhaupt umschlagen.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erlag die Prämoderne einem alles-ist-möglich-alles-ist-machbar-Rausch sowie dem Irrglauben an eine absolute individuelle Freiheit. Obwohl sie für die Abwehr von Totalitarismen entscheidende Orientierung bildet, hat sich die Freiheit der Moderne jedoch vor allem als eine Freiheit des Konsums, des „Terrors der Ökonomie“ sowie der zunehmenden Vernichtung allgemeiner Lebensgrundlagen gezeigt. Weil solcherart Verabsolutierung von Freiheit zugleich zu einer mehr oder minder starken Verdrängung individueller Verantwortung führte, stellt sich – auch angesichts der evolutiv neuen Situation – umso mehr die Frage, wovon und wofür der Mensch frei sein sollte und welchen grundsätzlichen Bindungen er unterliegt, die seiner Freiheit Grenzen setzen. An der bisherigen Verabsolutierung von Freiheit festzuhalten, würde angesichts der Klima- und Umweltkrise bedeuten, an einer Lebenslüge festzuhalten, die sich – durch den mit ihr einhergehenden Verschleiß der Lebensgrundlagen sowie entsprechender Katastrophen – letztlich selbst ad absurdum führt. (H.Johannes Wallmann INTEGRALE MODERNE, S.93)

"Wenn einer nicht in hinreichender Weise Philosophie betreibt, wird er über nichts in hinreichender Weise zu sprechen in der Lage sein." (Platon im Phaidron-Dialog)

© H.Johannes Wallmann 2017 / 2020 // weitere Informationen werden demnächst hinterlegt

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LICHTENDE BEWEGUNG - Klang . Kunst-Stadtausstellung zu Kurt W. Streubels 100. - Gotha 14.5.-14.8. 2021

Integral-Art-Kunstaktion 2021 von Susanne & H.Johannes Wallmann

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H.Johannes Wallmann: Platons Höhlengleichnis / Text

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