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INTEGRAL ART FESTSPIELE - Zyklus C11

Dokumentarisches: Rundfunk- bzw. Audio-und Videobeispiele zum Schaffen des Komponisten

Text von Volker Straebel (2001) zu Wallmanns GLEICH DEN VÖGELN : "Wir werden heute die Alea-Musik Gleich den Vögeln für vier Sopran-Saxophone hören, ein Stück, das Johannes Wallmann 1986 entworfen und bis 2000 immer wieder überarbeitet hat. Hier verbinden sich Musik im Raum auf der Ebene des akustischen Realraums und Musik als Raum auf der Ebene des musikalischen Materials in schlüssiger Weise.
Die Partitur stellt den Instrumentalisten vier Texturen bereit, jede für sich ein Vorrat aus knappen Motivsplittern, die jeder Musiker für sich in beliebiger Reihenfolge spielt. Die Einzelmotive einer Textur sind einander in rhythmischer und intervallischer Struktur ähnlich. Darüber hinaus sind sie durch Spiegelungen und Umkehrungen einander eng verwandt. Dass Wallmann in freier Anknüpfung an serielles Denken in Gleich den Vögeln den Intervallen charakteristische rhythmische Modi zuordnete, sei nur am Rande erwähnt. Durch diese Konstruktion des Materials entfaltet sich auch beim vierstimmigen, zeitlich unkoordinierten Spiel der Eindruck eines homogenen musikalischen Feldes.
Die Instrumentalisten spielen stets Material aus der gleichen Textur, doch wechseln sie die Texturen von Zeit zu Zeit in frei empfundener, improvisatorischer Manier. Dazwischen steht – einem Ronda ähnlich – ein wiederkehrendes Ritornell. Alle Wechsel werden von wiederholten Signal-Tönen angekündigt.
Die vier Texturen, die den vier, durch je einen Instrumentalisten repräsentierten Himmelrichtungen zugeordnet sind, werden zwar in kombinatorischer Improvisation von allen Musikern gespielt, doch ist es stets einer, der die Textur einer Himmelsrichtung einleitet und im Folgenden dominiert. Dass diese Zuordnung durch die Raumverteilung betont wird, erleichtert dem Hörer, die in den kleinen Motiv-Splittern angelegte tonsatzliche Verbindungen aktiv zu verräumlichen. So entfaltet Johannes Wallmann nicht nur die Muli-Dimensionalität eines musikalischen Raumes, sondern die Multi-Spatialität einer Mehrzahl von Hörräumen. Verlockende Herausforderung an Hörer wie Theoretiker."

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