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AURI - Musik im Raum für Ob., Kl., Hn., Fg., Klav. (1994)

Dauer: 26 Min. | UA: Wartburgkonzert, 24.9.1994, Aureus-Ensemble | Rundfunkaufnahme: Aureus-Ensemble, MDR, DeutschlandRadio 1994 Aufführungsmat.vorhanden

"Die Arbeit an der Komposition "AURI" war für mich eine höchst spannende, da ich mich allein schon durch den Titel Überlegungen gegenübersah, die die Kunsttheorien des 20.Jahrhunderts sehr wesentlich geprägt haben. Im Zeitalter der "Reproduzierbarkeit des Kunstwerkes" (Walter Benjamin) schien die Aura als künstlerisches Phänomen im Schwinden. Wohl gerade das hat sie wieder zu einem anstrebbaren Wert werden lassen. Entgegen bestimmter Argumentationen von Walter Benjamin hat sich dabei herausgestellt, dass das, was als die "auratische Daseinsweise des Kunstwerks" bezeichnet werden kann, nicht an religionsgebundenen und kultischen Zwecken bzw. Ritualfunktionen festgemacht werden muss. Stattdessen resultiert die Aura eines Kunstwerkes aus seiner Form, Farbe und Struktur sowie der Interpretation des jeweiligen Werkes, wenn sich durch die die ideell-material integrale Qualität eines Werkes herstellt.“ (H. Johannes Wallmann


Ordnungen von Raum und Zeit, von Nähe und Ferne spielen für "auratische Daseinsweisen eines Kunstwerkes" eine wichtige Rolle. Auch deshalb wurden während des Kompositionsprozessen von "auri" die räumlichen Dimensionen der Komposition immer wichtiger. Allerdings treten an die Stelle der Verabsolutierungen von Ferne oder Nähe (von denen Walter Benjamin ausgeht) konkrete Relationen zwischen Ferne und Nähe, die durch die räumlichen Bewegungen der Töne entstehen. Diese Bewegungen werden durch die räumlichen Positionen der Musiker (die im Verlauf von "auri" Positionen um das Publikum einnehmen) ermöglicht und von den Hörern – je nach ihrem Platz im Aufführungsraum - unterschiedlich wahrgenommen. So kreisen die Töne um das Auditorium, werden durch die diagonal benachbarten Musiker hin- und hergegeben oder wandern (wie in den Begleitsegmenten der simultanen Soli) in anderen geometrischen Formen durch den Raum. Zugleich mit den räumlichen Verläufen entwickeln sich "Klangfarbenmelodien" (ähnlich wie sie Arnold Schönberg in seiner Harmonielehre als Vision formulierte), durch die der räumliche Verlauf der Komposition sich auch in der Mischung der Klangfarben realisiert. Während die Klangfarbenmelodien den besonderen Reiz der Rundfunkübertragung ausmachen, werden die räumlichen Verläufe der besondere Reiz des Originalerlebnisses sein.

Thüringer Allgemeine 29.09.94 zu "auri"
»...Dann eine Uraufführung als besonderer Höhepunkt des Abends: «Musik im Raum - Auri« des 1952 in Leipzig geborenen Komponisten Johannes Wallmann. Die Relationen und Bewegungen zwischen Nähe und Ferne, die durch die räumlichen Bewegungen der Töne entstanden, bewegten die Zuhörer außerordentlich. Im Verlaufe von Auri wurden Standorte im Konzertraum verteilt eingenommen. So kreisten die Töne im Auditorium, entwickelten sich Klangmelodien. Die Zuhörer waren begeistert.«





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